Diplom-Meteorologe Sven Plöger am 14. November auf Einladung des FEEWi zu Gast in Winterbach

Am Montag vergangener Woche begrüßten die stellvertretende Bürgermeisterin Heidemarie Vogel-Krüger und der Vorstand des Fördervereins für Erneuerbare Energien Thomas Weis den Vortragsredner Sven Plöger und die Zuhörer und Zuhörerinnen. Thomas Weis dankte den Sponsoren Winterbacher Bank, Gemeinde Winterbach, Bund der Selbständigen Winterbach und Firma Holzbau Kurz in Urbach für die finanzielle Unterstützung.

Beim Thema „Zieht Euch warm an, es wird heiß!“ begeisterte Sven Plöger in der voll besetzten Lehenbachhalle mit einem kenntnisreichen und unterhaltsamen Vortrag.

Aber warum wird es wärmer beziehungsweise heißer? Weil wir durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern, etwa für das Heizen, die Klimaanlage zum Kühlen oder den Verkehr, das Abgas Kohlendioxid erzeugen, das sich wie das Glas eines Gewächshauses um die Erde legt und die Atmosphäre immer weiter aufheizt. Diese zusätzliche Wärme und die durch regional unterschiedliche Erwärmung veränderten Luftströmungen, führen zu immer extremerem Wetter, unter dem wir zunehmend leiden. Irgendwann kann das sogar zu lebensfeindlichen Umweltbedingungen führen, wie zum Beispiel die Hitzewelle in Pakistan im März und April 2022 mit wochenlangen Höchsttemperaturen um die 50 Grad Celsius gezeigt hat. Wir wissen, dass Flugreisen, Kreuzfahrten, LKWs und Autos, besonders die großen, schweren SUVs, viele Treibhausgase freisetzen und trotzdem nutzen wir diese Verkehrsmittel ständig – das ist das menschliche Dilemma, die kognitive Dissonanz.

Schon vor 30 bis 40 Jahren haben Studien von Shell und Esso diese Erwärmung präzise vorausgesagt. Sie blieben aber in der Schublade, weil die Firmen ihr eigenes Geschäftsmodell – Treibstoffe für den Verkehr und damit Kohlendioxidfreisetzung – nicht gefährden wollten.

Warum gibt es mehr Starkregen und Hochwasser wie im Juli vergangenen Jahres im Ahrtal, aber auch andererseits mehr Dürren? Weil das Gebiet um den Nordpol abschmilzt, wärmer wird und es deshalb weniger Temperaturdifferenz zum heißen Äquator gibt. Der Ausgleichswind, der sogenannte Jetstream, wird dadurch schwächer, das Wettergeschehen wechselt kaum und die Tiefs – wie im Ahrtal – oder der Hochdruckeinfluss bleiben an Ort und Stelle, Starkregen und Dürren entstehen.

Klimaänderungen gab es auch schon früher. Was in der Erdgeschichte aber in ca. 11 000 Jahren geschah, „schafft“ der Mensch nun in gut einem Jahrhundert.

Sven Plöger rief die Zuhörer und Zuhörerinnen auf, persönlich aktiv zu werden. 83 Millionen Bundesbürger und acht Milliarden Individuen auf der ganzen Welt haben schließlich zu diesem Zustand beigetragen. Wir sind Opfer unseres eigenen Tuns.

Wenn wir A wollen – eine lebensfreundliche Welt – dürfen wir nicht B machen. Die Erde braucht uns nicht, wir aber sie. Und es ist noch nicht zu spät!

Erneuerbare Energien ohne heiße Luft - Vortrag von Prof. Gaukel, Hochschule Esslingen

 

Prof. Dr. Gaukel gibt Antworten auf die Frage, ob erneuerbare Energien in allen Varianten vollständig unsere gewohnten Energiebedürfnisse abdecken können. Oder eröffnen sich Lücken ? Welche Konsequenzen muss man daraus ableiten ? Keine Frage: wir müssen unser energetisches Verhalten grundlegend verändern !!!

"Jeder Einzelne muss verstehen, welches Engagement sich lohnt und welches nur "heiße Luft" erzeugt" (Christoph Göbel, Landrat München).

Dass das Thema Energie für unser Leben so wichtig ist, hängt damit zusammen, dass unser Lebensstandard maßgeblich davon abhängt. Entwicklungen wirtschaftlicher, technischer oder medizinischer Art wurden durch ausreichende Energie erst möglich. In den zurückliegenden Jahrhunderten wurde diese hauptsächlich aus fossilen Energieträgern gewonnen. Doch da diese endlich sind und maßgeblich den Klimawandel verursachen, versucht man schon seit Jahrzehnten erneuerbare Energien einzusetzen. Professor Joachim Gaukel, der zusammen mit Christian Holler dazu das Buch „Erneuerbare Energien ohne heiße Luft“ geschrieben hat, versucht darin verständlich zu erklären, was mit erneuerbaren Energien möglich ist und was nicht. Der FEEWI hatte ihn dazu zu einem Vortrag in die Kelter in Winterbach eingeladen.In einem Gedankenexperiment am Anfang seiner Ausführungen stellte er den Zuhörern vier Fragen:

  1. Glauben Sie, dass wir in Deutschland so viele erneuerbare Energien erzeugen können, wie wir verbrauchen ?
  2. Welche Konzepte zur Erzeugung erneuerbarer Energien gibt es und welche sind die aussichtsreichsten ?
  3. Glauben Sie, dass zehn Fachleute und zehn interessierte Personen weitere Konzepte zur Erzeugung erneuerbarer Energien entwickeln können ?
  4. Wie denken wir in 100 Jahren über Energieerzeugung ?

Energie kann man nicht erfinden. Wenn sie nicht vorhanden ist, kann man sie auch nicht gewinnen. Professor Gaukel verdeutlichte auf dem Hintergrund einer Weltkarte die Energie der Sonne, die täglich auf die Erde trifft. Diese ist mit 15 000 EJ (eine Zahl mit 18 Nullen)  unvorstellbar groß. Etwas kleiner ist die Zahl bei der Windenergie mit 150 EJ/Tag. Um diese großen Dimensionen zu verdeutlichen rechnet er den Energieverbrauch auf eine einzelne Person herunter – in Kilowattstunden.

Eine Person in Deutschland verbraucht durchschnittlich 125 KWh pro Tag. Wobei es auch hier große Unterschiede gibt, die mit dem Lebensstil zusammenhängen.Bisher werden ca. 13 % unseres Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt - durch Photovoltaik, Solarthermie, Wind, Wasser Biomasse Geothermie, Biokraftstoffe, Wärmepumpe, Abfälle.Kann Deutschland energieautark werden ? Ist dies möglich ? Dazu stellt er,  auf dem Hintergrund physikalischer Gegebenheiten, genaue Berechnungen an. Ferner bezieht er die Flächen mit ein, die für die Erzeugung erneuerbarer Energien notwendig sind.Er stellt den Verbrauch der derzeit möglichen Menge an erzeugten erneuerbaren Energien in KWh gegenüber.

Es ergeben sich folgende Werte: PV auf allen Dächern 11, PV in Großanlagen 16,Onshore Windernergie 32, Offshoreenergie 20, Wasserkraft u. Wellenenergie 3,5, Biomasse 20, Geothermie 9. Die Summe ergibt ca. 110 KWh.Dadurch ergibt sich, dass wir derzeit unseren Energiebedarf von 125 KWh /Pers./Tag nicht durch erzeugte erneuerbare Energien decken können.

Was können wir tun ?

Energie sparen, wobei für die Ökobilanz „wenig wenig und viel viel bringt“.Dies kann zum Überdenken  unserer eigenen Gewohnheiten anregen.

  • Die tatsächlichen Kosten für fossile Energien einpreisen.
  • Nicht beim Anblick jedes Windrads jammern
  • Erneuerbare Energien weiter ausbauen
  • International zusammenarbeiten – da Deutschland dicht besiedelt ist und vergleichsweise wenig Fläche zur Verfügung steht

Wir müssen weiterhin Erfahrungen sammeln, viele gute Ideen und Konzepte entwickeln für die Erzeugung weiterer erneuerbarer Energien. Um Lösungen zu finden ist es dabei wichtig, Ideologien zu vermeiden.

David J.C. Mackay hat uns ein wichtiges Leitmotiv gegeben:

„Ich möchte Menschen dabei helfen, eine ehrliche und konstruktive Diskussion über Energie zu führen. Wir müssen verstehen , wie viel Energie unser moderner Lebensstil benötigt, uns überlegen , wie viel Energie wir in Zukunft verbrauchen wollen, und entscheiden, woher diese Energie kommen soll.“

Über diesen Link finden Sie weitere Informationen: 
Erneuerbare Energien – OHNE HEISSE LUFT (ohne-heisse-luft.de)